Fürstliche Zeit (Residenzstadt)

Die Zeit als Fürstliche Haupt- und Residenzstadt eines eigenständigen landesherrlichen Territoriums prägt die Stadt Oettingen. Seit dem 12. Jh. ist der Ort Sitz der Grafen und späteren Fürsten von Oettingen. Die Stadt beherbergte Hof, Ämter und Verwaltungsstellen, war Mittelpunkt von Handel und Gewerbe.

1414 wurde im Zuge einer gräflichen Erbteilung auch die Stadt Oettingen geteilt. Beide Teilgrafschaften hatten zentrale Verwaltungseinrichtungen in der Stadt. Gewisse Aufgaben wie die Verwaltung der Stadt oder die Blutgerichtsbarkeit wurden “gemeinschaftlich“ ausgeübt.

Beide Stadtherren schickten ihre Vertreter und besetzten das Gericht mit Mitgliedern des Rats der Stadt. Oettingen hatte einen eigenen Henker, auch Nachrichter genannt. Zu seinen Aufgaben gehörten „peinliche“ Befragungen, Bestrafungen und Hinrichtungen.

Ausdruck der Landesherrschaft war auch das Recht, eigen Münzen zu prägen. Seit dem 14. Jahrhundert hatten die Oettinger Grafen vom Kaiser das Münzprivileg. Allmählich dehnte sich diese Erlaubnis auf alle Münzsorten aus: 1395 durften sie Pfennigwerte prägen, nach 1518 auch Goldmünzen.

Zahlreiche Verordnungen setzten den Rahmen für das Alltagsleben der Untertanen, die zu Treue und Gehorsam verpflichtet waren und ihren Bürgereid jährlich auf dem Rathaus vor dem herrschaftlichen Schwörstab ablegten.

Ausdruck fürstlichen Einflusses war auch die 1735 in Oettingen gegründete Fayence-Manufaktur, die später in Tiergarten bzw. Schrattenhofen produzierte. Eine ansehnliche Sammlung dieser Fayencen wird in der Dauerausstellung präsentiert.