Gewerbe

Die Auflistung der Berufe, die 1810 in der Stadt ausgeübt wurden ist lang: Apotheker, Beindreher, Gürtler, Krämer, Musiker, Schmied, Türmer, Weber oder Zinngießer – insgesamt sind 78 verschiedene Gewerke nachweisbar.

Die Zinngießer fertigten Gefäße des täglichen Gebrauchs aus Zinn. Die Palette reicht von Kannen, Krügen, Tellern über Flaschen, Löffel und Leuchter bis zu kirchlichem Gerät. In Oettingen hergestelltes Zinn musste mit der Stadtmarke (dem Stadtwappen) und der Meistermarke des Herstellers gekennzeichnet sein. Im 18. Jahrhundert ersetzte zunehmend Keramik das Metallgeschirr. Nur in ländlichen Gegenden galt Zinn weiterhin als Zeichen des Wohlstands.

Friedrich Bittner (1877-1958) war der letzte in einer langen Werkstatt-Tradition von Hafnern. Seit 1920 hatte er sich auf den Ofenbau verlegt und die Geschirrproduktion eingestellt. Dennoch saß er noch in den 1950er-Jahren regelmäßig an der Töpferscheibe, die er mitsamt dem Werkstattbestand dem Heimatmuseum überlassen hatte.

Mit dem 19. Jahrhundert brachen auch wirtschaftlich neue Zeiten an: Das Zunftwesen wurde aufgelöst. Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit boten neue Möglichkeiten. Der frühe Eisenbahnanschluss Oettingens 1849 erleichterte den Versand und war wichtige Grundlage für den Erfolg der Orgelfabrik. 1847 ließ sich der gelernte Orgelbauer Georg Friedrich Steinmeyer hier nieder. Zielstrebig baute er den Betrieb aus, die Lieferungen gingen in die ganze Welt. Bis 1901 wurden in durchorganisierten Arbeitsabläufen über 600 Orgeln hergestellt.